Übersetzung des Aufrufs Evros and Lesbos – the postponed catastrophe – Call for solidarity
Für offene Grenzen, Bewegungsfreiheit und eine ganz andere Welt
Die Barbarei ist in Europa angekommen. Nein, wenn wir von Barbarei sprechen, meinen wir sicherlich nicht die Tausenden von schutzsuchenden Geflüchteten, die es aus der Hölle des Nahen Ostens – dem globalen Spielfeld für Imperialisten aller Couleur – heraus geschafft haben und nun vor den Toren Europas vor der nächsten Hölle stehen. Mit Barbarei meinen wir diejenigen, die Europa überhaupt erst zur Hölle machen. Dazu gehört der Mob aus FaschistInnen und “besorgten Bürgern” in Lesbos, die auf Menschenjagd gehen und einen verdammt konkreten Vorgeschmack darauf geben, wie der Faschismus aussieht. Dazu gehören ihre Glaubensbrüder und -schwestern aus ganz Europa und der Welt, in Hütten und Wolkenkratzern, die uns weismachen möchten, dass eine unmögliche, blutige Reise in die Vergangenheit die Lösung aller Probleme sei und dafür über Berge von Leichen gehen und eine verbrannte Erde hinterlassen. Dazu gehören Frontex, Polizei, Grenzschutz und andere widerliche Behörden, die mit einer heuchlerischen (neo-)liberalen Haltung dasselbe Projekt rationalisieren. Und nicht zuletzt gibt es diese EU, die mit ihrem faulen Erdogan-Deal genau diese Situation nie gelöst hat, sondern sie nur um einige Jahre verschoben hat und seit Jahren im Würgegriff des türkischen Diktators steht. Schließlich mussten Gesetze verabschiedet, Wahlkämpfe gewonnen und die Macht auf dem alten Kontinent gesichert werden. Herzlichen Glückwunsch, Europa, spätestens jetzt hast Du eine hausgemachte Barbarei in Aktion und Bilder, die viele für unmöglich gehalten haben.
Die Forderung nach offenen Grenzen, nach Bewegungsfreiheit und schließlich nach einer ganz anderen Welt – basierend auf den Prinzipien der Gleichheit, der Priorität der menschlichen Bedürfnisse im globalen Maßstab, des Friedens, der Nachhaltigkeit und der Ökologie – sind keine radikalen, abstrakten Forderungen mehr. Lange Zeit wurden sie mit einem wohlwollenden “Dies ist eine schöne Beschreibung der Bedingungen für eine utopische Welt, die noch weit entfernt ist”, abgetan. Das machte es den Menschen mit diesen Forderungen schwer, in dieser Frage langfristig einzuwirken, da der rechte Albtraum von Festung, Schießbefehl, Militarisierung und autoritärer Eskalation gegen den “Globalismus” in seiner mörderischen Absicht so verdammt konkret war. Die Bilder von Lesbos machen nun unsere Forderungen und eine Welt für offene Grenzen, Bewegungsfreiheit und diese ganz andere Welt, die auf den oben genannten Prinzipien basiert, so verdammt konkret wie nötig. Und wisst ihr was? Dass dies für manche nicht “radikal genug” ist, interessiert uns überhaupt nicht. Kommt raus aus eurer Blase. Denn es ist richtig, so verdammt richtig, genau das zu fordern und die Frage “Which side are you on” klar zu beantworten. Übrigens ist die Antwort nicht “ein neues 2015” und damit der klägliche Versuch von links, diesen historischen Dammbruch für Rechtsextreme und Rechtspopulisten allerorten zu besetzen. Falls es schon wieder vergessen wurde: Nach 2015, einer sehr kurzen Phase der Begrüßung und Solidarität, kam die AfD, kam Bolsonaro, kam Trump und so weiter. Und sie kamen, um zu bleiben. Die Antwort lautet: Machen wir uns die Hände schmutzig im Hier und Jetzt, brechen wir mit realitätsfernen Traditionen auf und ab ins Getümmel – für die Zukunft für alle und gegen die Barbarei.
Dies ist also ein Aufruf zum Handeln an unsere Freund*innen, an diejenigen, die nicht in die Neutralitätsfalle tappen und sich für eine Seite entscheiden!
Zeigen wir allen Migrant*innen und Geflüchteten, dass sie nicht allein sind und zeigt praktische Solidarität. Snstatt sie so zu sehen, wie der Staat sie sieht, als Instrumente in geopolitischen Spielen. Lasst uns alle Aktionen in unseren Städten organisieren und Druck auf die EU ausüben, damit sie die Grenzen öffnet. Der Anfang ist bereits in der vergangenen Woche gemacht worden, machen wir weiter!
Wir werden als “Beyond Europe” unsere Freunde bei der antifaschistischen Demonstration am Samstag auch auf Lesbos unterstützen und versuchen, eine Medienberichterstattung über die Situation auf der Insel zu machen.
KÜNDIGT DEN DRECKIGEN EU-TÜRKEI-NATO-ABKOMMEN!
EUROPA – ÖFFNET DIE VERDAMMTEN GRENZEN!
NIEMAND IST ILLEGAL!
WIR HABEN GENUG PLATZ!
BEWEGUNGSFREIHEIT FÜR ALLE!